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Von goldenen Löffeln und der Kebapschule 

Ich bin mit sehr viel Liebe, selbstgeschriebenen Gedichten meiner Mutter zum Einschlafen und ohne Klavier und Hausbibliothek aufgewachsen. Wir sind oft umgezogen.

Die längste Zeit haben wir im Gemeindebau im 5. Bezirk verbracht, zur Schule gegangen bin ich in ein Gymnasium, das unter Junglehrer*innen liebevoll „die Kebapschule“ genannt wird, weil rund um die Schule außer Beton viele Kebapbuden sind. Was es außer Kebap dort noch gab, war ein toller Chor, eine Schulband und eine Musikwoche im Sommer, in denen ich alles rund um mich aufsaugen konnte und extrem viel durch abschauen lernen durfte.

„Du wurdest bestimmt schon früh gefördert.“  Höre ich manchma Leute sagen. Oder „Naja, Du hast ja bestimmt schon sehr früh das richtige Umfeld gehabt." Ja. Wenn Yamaha Früherziehung Gruppenunterricht als Beiwerk der kleinen Schwester, die ich war,  schon als Förderung zählt, dann wurde ich gefördert. Meine erste Klavierstunde hatte ich mit 17, bezahlt von meinem gesparten Taschengeld, meine erste Gesangsstunde hatte ich mit 23 Jahren. Gitarre habe ich jeweils eine Woche im Sommer am Gössenberg gelernt und den Rest des Jahres alleine weiter gemacht. Die erste Stunde hatte ich mit 32. 

Den Rest habe ich "on the fly" in Freifächern gelernt. Ich habe mich an jedem Strohhalm, den ich finden konnte, weitergehangelt.

Mein erstes Lied habe ich für meine Mama zum Muttertag geschrieben. Zu meinem ersten großen Liebeskummer mit 18 sollte es richtig losgehen und von dort an hat es begonnen, dass die Lieder auf mich heruntergehagelt sind.

Und zuhause? Nein, da war kein Klavier, kein Bücherschrank. Da war Chaos, Emotion und ich als Wildwuchs mitten drin. Nicht wissend, was dieser laute Ruf in mir ist und dieses „heiß werden“ war, wenn ich Leute mit glitzernden Augen auf einer Bühne sah. 

Aber weißt Du, was? Es ist egal, woher man kommt. Das Dranbleiben, das Commited-sein zum eigenen Traum trennt die Spreu vom Weizen und nicht das Umfeld, in das man hineingeboren wird.

Ich habe viel in mich investiert und auf viel verzichtet, um diese Investitionen zu tätigen. Vielleicht hätte ich auf weniger verzichten müssen, wenn ich mehr, den anderen, doch endlich den "richtigen" Background gehabt hätte. Aber Blut, Schweiss und Tränen, das haben alle gleich, die  es bis auf die Bühne geschafft haben, mehr als einmal auftreten und die wirklich ihr spüren könnt. Vielleicht hatte ich einen Vorteil dadurch, dass ich mit meiner künstlerischen Entwicklung weitgehend "in Ruhe gelassen" wurde. Vielleicht war ich manchmal alleine damit. Aber wann sind die Umstände schon perfekt?

Nein, da war kein goldener Löffel in meinem Mund und auch keine Eislaufeltern. Abgeraten haben sie mir, weil sie wussten, dass ich als Künstlerin mit einem Bein im Prekariat stehen werde und dass sie mir nur sehr begrenzt helfen können, wenn ich nicht mehr kann.

Nein, ich hatte lange nicht den "richtigen Background". Aber welcher Background ist schon der "richtige"?

Der einzige Grund, warum ich heute da bin, wo ich bin, ist, dass ich einmal mehr aufgestanden bin, als ich hingefallen bin. 

#trotzwegenallem 

Flickentanz by Carina Antl 2020

Steckbrief_

Daniela Flickentanz
geboren 5.2.87
in Wien

singt seit: immer

erstes Lied geschrieben 2001

malt seit 2007
autodidaktisch auf allen Fronten
außer Soziale Arbeit, da hat sie ein Diplom (Mag.a(
FH))

vegetarisch, kein Knoblauch

zärtlich, resilient, neugierig und stur

etwas chaotisch

Lieblingsfarbe: bunt

 

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